Offener Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen
Sehr geehrter António Guterres,
Wir senden Ihnen diese Botschaft aus Syrien, genauer gesagt aus Nord- und Ostsyrien, in der wir kurz auf die katastrophale humanitäre Lage eingehen, unter der Millionen von Menschen in unserer Region leiden, seien es ihre ursprünglichen Bewohner oder diejenigen, die aus den übrigen Regionen Syriens auf der Flucht vor der Geißel des Krieges und des Mordens in unsere Regionen kommen. Wie Sie wissen, wurden unsere Gebeite schon früher zu Unrecht belagert. Mehrere Konfliktparteien betreiben politische Erpressung, der sie einen humanitären Anstrich geben.
Die Vereinten Nationen haben viele Resolutionen zu Syrien verabschiedet, darunter vier Resolutionen zur humanitären Lage: Resolution 2193, Resolution 2161, Resolution 2191 und Resolution 2258. Wir vertrauen darauf, dass die Vereinten Nationen eine führende Institution sind, wenn es darum geht, humanitäre Unterstützung zu leisten und die humanitäre Realität zu untersuchen, ohne zu spalten. Leider ist das, was jetzt geschieht, insbesondere die Schließung des Grenzübergangs Yarubiyah (Tal Koçer) seit 2021 durch das russisch-chinesische Veto, eine Ungerechtigkeit gegenüber Millionen von Zivilisten und widerspricht allen Chartas. Insbesondere da es Akteure gibt, die daran arbeiten, die humanitäre Situation in Syrien zu politisieren, und die diese Situation nicht mit einem einheitlichen Blick betrachten, sondern dies entsprechend den Interessen einiger tun.
Herr Generalsekretär:
Die Entscheidung, die Schließung des Grenzübergangs Al-Yarubiyah (Tal Koçer) fortzusetzen, ist ungerecht und vergrößert das Leid in der Region und hat direkte negative Auswirkungen auf die Gesamtsituation, nicht nur in unseren Gebieten, sondern in ganz Syrien, denn auch wir sind Teil Syriens. Mit der Aufrechterhaltung der Schließung nehmen die wirtschaftlichen und humanitären Abhängigkeiten zu, was die Blockademaßnahmen gegen Syrien noch verstärkt. Unsere Bevölkerung ist der Ansicht, dass es angesichts der Lage, in der sich Syrien befindet, dringend notwendig ist, die Entscheidung über die Schließung des Grenzübergangs Al-Yarubiyah (Tal Koçer) zu überdenken, da es notwendig ist, die syrische Realität richtig zu verstehen, insbesondere die Tatsache, dass wir heute unter vielen tiefgehenden Problemen leiden, auf die wir uns konzentrieren müssen. Um sie zu überwinden und Stabilität und Frieden in unserem Land in Syrien zu gewährleisten.
Der Terrorismus sowie der politische Konsens und der nationale Dialog in Syrien sind wichtige Maßnahmen, an denen wir arbeiten müssen, um im Einklang mit der Resolution 2254 positive Ergebnisse zu erzielen, aber die schlechte humanitäre Lage macht es noch schwieriger, sich auf die Überwindung der genannten Probleme zu konzentrieren, und deshalb müssen wir diese Hindernisse heute so schnell wie möglich beseitigen.
In unseren Gebieten gibt es Vertriebene und Flüchtlinge, und wie bereits erwähnt, sind etwa eine Million vertriebene Syrer*innen zu uns gekommen, und es gibt 15 Flüchtlingslager. Die existierende Hilfe wird vom Assad-Regime verwendet und zum eigenen Vorteil genutzt – sie kommt bei uns in Nord- und Ostsyrien nicht an. Dieses Leid wird durch die anhaltende Schließung des Grenzübergangs Al-Yarubiyah-Tal Koçer noch verstärkt.
Im Namen der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien und im Namen der Millionen Menschen, die in unseren Regionen leben, erheben wir die Forderung nach der humanitären Situation, die die Bemühungen um die Wiedereröffnung des Grenzübergangs Al-Yarubiyah (Tal Koçer) und den internationalen Beitrag zur Linderung dieser schwierigen wirtschaftlichen und humanitären Lasten für Syrien und unsere Gebiete einschließt, indem wir die humanitäre Situation von der politischen Situation trennen und die notwendige internationale Verantwortung in diesem Zusammenhang wahrnehmen, denn wir befinden uns in einer schwierigen historischen Phase. Die Vereinten Nationen haben eine historische Rolle, insbesondere im Rahmen ihrer humanitären Aufgaben und Verantwortlichkeiten.
Mit großem Dank und Wertschätzung,
Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien