Erklärung zu den Bombardierungen der Türkei

In der Nacht vom 19. auf den 20. November führte der türkische Staat eine brutale Militäraktion gegen die Regionen im Nordosten Syriens durch, beginnend in den Gebieten von Derik, über Darbasiyah, Zarkan, Tal Abyad, Kobane und Shehba. Die türkische Armee setzte Kampfflugzeuge und Drohnen ein und griff militärische Einrichtungen, Infrastruktur und zivile Ziele wie ein Getreidesilo im Dorf Dahr al-Arab in Darbasiyah und das Kraftwerk im Dorf Takl Bakl in Derik an und forderte Tote sowie verwundete Zivilist*innen und Soldat*innen. Dieser terroristischen Aggression gingen die gescheiterten Versuche des türkischen Regimes voraus, die Welt davon zu überzeugen, erneut in Nordostsyrien einzumarschieren, sie zu besetzen und Gräueltaten an der Bevölkerung der Region zu begehen, wie dies derzeit in Form von Tötungen, Misshandlungen, Zwangsvertreibungen und demografischen Veränderungen in Afrin, Tal Abyad und Sere Kaniye geschieht, von denen die meisten Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen. Die türkische Regierung hat den jüngsten terroristischen Bombenanschlag in Istanbul, bei dem fünf unschuldige türkische Zivilist*innen ums Leben kamen, als Vorwand benutzt, um Nordostsyrien anzugreifen und nach Jahren relativer Stabilität Chaos in den Regionen zu stiften und die internationalen Bemühungen zur Terrorismusbekämpfung zu konterkarieren und damit den IS wiederzubeleben. Die AKP nutzt den Bombenanschlag in Istanbul als Mittel, um bei den Wahlen in der Türkei im nächsten Jahr mehr Stimmen zu gewinnen und die Aufmerksamkeit der türkischen Öffentlichkeit von der Krise der türkischen Wirtschaft abzulenken.

Wir, die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien, verurteilen die aggressive Politik des türkischen Staates und seine völkermörderischen Praktiken gegen die Menschen in den Regionen Nordostsyriens. Wir sprechen an dem wir den Familien der Opfer unser Beileid aus und hoffen auf eine rasche Genesung der Verletzten. Wir rufen alle Menschen in Nordostsyrien auf, angesichts der türkischen Aggression und ihrer verbrecherischen Praktiken zusammenzustehen, Wachsamkeit zu zeigen und sich um ihre zivilen, sicherheitspolitischen und militärischen Institutionen zu scharen.Sie sind eine historische und nationale Errungenschaft, die von den Menschen in der Region – Kurden, Araber, Syrer, Assyrer, Chaldäer und Turkmenen – aufgebaut wurde. Wir fordern auch die internationale Gemeinschaft auf, ihr Schweigen zu brechen und eine klare Haltung gegenüber dieser unverhohlenen und brutalen Aggression gegen unsere Regionen einzunehmen, insbesondere Russland und die USA. Jede weitere militärische Eskalation der türkischen Regierung könnte die die Region in einen blutigen Krieg zurückführen. Das hätte ernste Folgen für die Region und die Welt und für die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung des Terrorismus.

Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien, Ain Issa