Erklärung zum jesidischen Neujahrsfest

 

Die Jesid*innen sind eine der ältesten Gemeinschaften Mesopotamiens. Sie haben dazu beigetragen, die menschliche Zivilisation durch ihr kulturelles Erbe und ihre ethischen Werte weiterzuentwickeln. Auch wenn die Jesid*innen im Laufe der Geschichte oft unter Verfolgung leiden mussten, konnten sie gegenüber den Mächten des Bösen und der Tyrannei bestehen. In ihrer Religion sind Botschaften des Guten, der Liebe und der Wahrheit enthalten. Weil sie auch Kurd*innen sind, waren sie vielen Ungerechtigkeiten, Massakern und Unterdrückung ausgesetzt, die sie beinahe vernichtet haben.

Der Völkermord von Şengal und die Massaker von Afrin stehen uns vor Augen, ebenso wie die Terroristen des IS, die die abscheulichsten Verbrechen an den Jesid*innen begangen haben, einschließlich der Tötung, des Missbrauchs und der Versklavung von Frauen. Es waren Verbrechen des Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, eine Schande für die Menschheit. Auch was in den besetzten Gebieten Afrin, Serêkaniyê/Ras al-Ain und Girê Spi/Tel Abyad geschieht, sind Verbrechen im Rahmen einer umfassenden Politik des türkischen Staates und seiner Söldner gegen die Kurd*innen und  die jesidische Gemeinschaft. Ihre Religion wird unterdrückt und sie werden gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben.

Jedes Jahr feiern die Jesid*innen im April ihr Neujahrsfest, den Roten Mittwoch. Der Rote Mittwoch gilt als einer der ältesten Feiertage im Mittleren Osten, dieses Jahr fällt er auf den 17. April. Zu diesem Anlass richten wir den Jesid*innen in der Region und auf der ganzen Welt unsere herzlichsten Glückwünsche aus. Wir hoffen, dass dieses Neujahrsfest im Zeichen der Erneuerung und des neuen Lebens steht, dass es der Beginn der Heilung der Wunden der Syrer*innen wird, die Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie suchen. Wir sind besorgt darüber, dass es notwendig ist, die jesidische Gemeinschaft und ihr kulturelles und religiöses Erbe zu schützen. Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft und die Organisationen zum Schutz der Menschenrechte, dieser Notwendigkeit nachzukommen. Den Menschen aus Afrin, Serêkaniyê/Ras al-Ain und Girê Spi/Tel Abyad muss eine sichere Rückkehr in ihre Heimat ermöglicht werden.

Bei dieser Gelegenheit gedenken wir den Gefallenen, die sich für Freiheit und Menschenwürde eingesetzt haben und stehen in Ehrfurcht vor ihren großen Opfern.

Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien,

16.04.2024